Dumme Fragen? Gibt es nicht!

 

Das Allerwichtigste findet vor der eigentlichen Schreibarbeit statt: Das Interview. Warum ich meinen Interviewpartner*innen auch vermeintlich dumme Fragen stelle und warum gerade das so wichtig ist.

Dumme Fragen gibt es nicht. Es gibt nur dumme Antworten.
— Papa

Fragen zu stellen ist wichtig. Das wissen vor allem Kinder: Sie stellen laut einer britischen Studie bis zu 400 Fragen am Tag. Also eine Frage alle zwei Minuten.

Ich muss selbst ungefähr im Kindergartenalter gewesen sein, als mir mein Papa erklärt hat, dass es keine dummen Fragen gäbe. Nur dumme Antworten. Der Satz hat gewirkt. Schließlich erinnere ich mich noch heute daran.

Doch der Drang zu fragen nimmt ab, je älter wir werden. Teilweise erschleicht uns sogar ein Gefühl der Unsicherheit, wenn es darum geht, eine Frage zu stellen. Schließlich bedeutet das ja, zuzugeben, dass man etwas nicht weiß oder verstanden hat.

Diese Unsicherheit gilt es im Interview abzulegen. Besser einmal zu viel nachgefragt als einmal zu wenig. So ziemlich alle Fragen sind erlaubt. Dumm ist davon sicher keine, selbst wenn du bereits zum x-ten Mal nachhakst. Schließlich willst du wirklich alles verstanden haben, wenn du im Anschluss mit dem Schreiben beginnst.

 
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Ein Interview führen: Versetze dich in dein Gegenüber

Ein Interview ist immer eine besondere und oft auch aufregende Situation. Vor allem für deine/n Interviewpartner*in. Denn vielleicht ist es genau diese Interview-Situation, die deinem Gegenüber die berühmten “fünf Minuten Fame” beschert, die angeblich jede/r von uns zumindest einmal im Leben erfährt.

Versuche darum, dich in deine/n Interviewpartner*in hineinzuversetzen und gehe behutsam vor. Gib Zeit zum Nachdenken und lasse Raum für Pausen. Eine gute Vorbereitung des Interviews hilft dir dabei, den Überblick zu bewahren und das Interview in die richtige Richtung zu lenken.

 

Interview-Vorbereitung: Daran solltest du denken

Mach dir bereits im Vorhinein Gedanken zum Interview. Das übergeordnete Ziel eines Interviews steht in der Regel fest. Du weißt, ob es sich um ein persönliches Portrait oder um einen Fachartikel handelt.

Fragenkatalog erstellen

Anhand dieses Zieles legst du die Fragen zurecht. Je nach dem, wie emotional oder sachlich der geplante Text sein soll, werden sich natürlich auch die gestellten Fragen unterscheiden.

Mit der Erfahrung kommt die Routine. Im Idealfall hast du bereits eine Idee des fertigen Textes im Kopf. In diesem Fall weißt du bereits, welche Antworten du hören willst. Diese musst du deinem Gegenüber quasi nur noch entlocken.

Technik checken

Bevor es zum Interview-Termin geht, drucke dir deinen Fragenkatalog am besten aus und prüfe unbedingt nochmal die Technik! Ich nehme Interviews gerne auf, damit ich mir den genauen Wortlaut im Nachhinein noch einmal anhören kann. Sichere dich in diesem Fall aber unbedingt rechtlich ab: Solltest du das Gespräch aufzeichnen, frage deine/n Interviewpartner*in ausdrücklich um Erlaubnis.

Solltest du ein Telefoninterview führen, sorge für eine ruhige Umgebung. Auch hier wichtig: der Technik-Check! Damit die Aufzeichnung des Telefonats reibungslos funktioniert.

 

Interview-Aufbau

Beim Interview-Aufbau solltest du einige Punkte beachten. Verschiedene Fragen-Arten, begünstigen verschiedene Antworten. Ganz generell gilt: Stelle offene Fragen, keine Ja-/Nein-Fragen. Denn du möchtest ja, dass dir dein Gegenüber möglichst viel erzählt.

Eisbrecher-Fragen

Der Anfang des Interviews bietet sich dafür an, einige Standard-Fragen zu klären. Auch wenn du die Antworten bereits kennst: Einfache Einstiegsfragen ermöglichen dir und der interviewten Person, euch allmählich an die Situation zu gewöhnen.

Hier ein paar Beispiele für gute Einstiegs-Themen:

  • Name, Alter, Berufsbezeichnung

  • Position im Unternehmen und Aufgaben

  • Allgemeine Unternehmens-Infos

  • Grober Überblick über Dienstleistungen und Produkte

  • Beruflicher Werdegang

Fachspezifische Fragen

In vielen Interviews geht es vor allem darum, die “Hard Facts” zu klären. Durch gezielte Fragestellungen kannst du dir einen Gesamtüberblick verschaffen und dir alles Wichtige erklären lassen.

Diese Informationen bilden, besonders bei weniger persönlichen Formaten, den Kern des Textes, den du aus dem Interview anfertigst.

Get closer: Emotionen einfangen

Wir haben es bereits in der Schule gelernt: Ein Text lebt von Emotionen und der wörtlichen Rede. Wenn es die Textart zulässt, arbeite so viel wie möglich mit Zitaten und versuche, die Begeisterung deiner Interviewpartner*in für das Thema in deinem Text spürbar zu machen.

Dafür musst du im Interview die richtigen Fragen stellen. Schöne Formulierungen, um Emotionen einzufangen sind zum Beispiel:

  • Was magst du besonders an deinem Job?

  • Wie ist das Kundenfeedback?

  • Wie geht es dir dabei, wenn…?

  • Welche Aufgaben übernimmst du besonders gern?

Nachhaken! Und zwar solange, bis du wirklich alles verstanden hast

Ich kann es nur noch einmal betonen: Geniere dich im Interview nicht, nochmal nachzuhaken, solltest du etwas nicht zu 100 Prozent verstanden haben.

Mein Tipp: Fasse das Gesagte in deinen eigenen Worten zusammen und bitte deine/n Interviewpartner*in, dich gegebenenfalls zu korrigieren oder wichtige Punkte zu ergänzen. So kannst du dir sicher sein, dass bei dir die wesentlichen Informationen hängen geblieben sind.

Raum für Anmerkungen bieten

Du hast es geschafft: Alle Fragen deines Fragenkatalogs sind geklärt. Jetzt fehlt genau noch eine Frage. Meiner Meinung nach eine der wichtigsten:

  • Fehlt dir noch etwas?

    oder

  • Möchtest du noch etwas anmerken?

Du kannst dich noch so gut in ein Thema einarbeiten und Fragen vorbereiten. Nur dein/e Interviewpartner*in wird schließlich beurteilen können, ob du an alles gedacht hast. Also gib ihr oder ihm die Möglichkeit, wichtige Punkte zu ergänzen oder noch einmal zu betonen.

Meiner Erfahrung nach sind die Antworten auf diese Frage mitunter die wertvollsten. Nicht selten erhascht man hier ein tolles, abschließendes Statement.

 

Noch Fragen?

Ich hoffe, dass ich dir in diesem Beitrag alles rund um den Aufbau eines Interviews beantworten konnte. Sollte noch etwas unklar sein, lade ich in diesem Fall ganz besonders herzlich dazu ein, nachzufragen! Sicher ist: Es gibt keine dummen Fragen. Ich versuche dann, möglichst nicht dumm zu antworten.

Ich freu mich auf dein Feedback!